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Karfreitaggottesdienst mit Abendmahl

Das Foto zeigt die Kreuzigungsszene Jesu des Kreuzweges in Kobern-Gondorf.

An dieser Stelle können Sie nach dem Gottesdienst den Ablauf nachlesen!

Liedvortrag Chor: Im Dunkel unsrer Ängste, Strophen 1-3

Votum: Im Namen …
Gem.:  Amen

Psalm 13 (EG 706)
HERR, wie lange willst du mich so ganz vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir?
Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele und mich ängsten in meinem Herzen täglich? Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben?
Schaue doch und erhöre mich, HERR, mein Gott! Erleuchte meine Augen, dass ich nicht im Tode entschlafe,
dass nicht mein Feind sich rühme, er sei meiner mächtig geworden, und meine Widersacher sich freuen, dass ich wanke.
Ich aber traue darauf, dass du so gnädig bist; mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst. Ich will dem HERRN singen, dass er so wohl an mir tut.
Kommt, lasst uns den Herrn anbeten!
Gem.:  Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen

Sündenbekenntnis mit Chorlied: Meine engen Grenzen
(EG 801 – nach 1. Absatz: Chor Strophen 1+2; nach 2. Absatz: Chor Strophen 3+4; kein Kyrie und kein Gloria singen!)

Gebet (kein Amen singen!)

Gemeindelied (Orgel, Mel. EG 521): EG 94, 1.3.4 Das Kreuz ist aufgerichtet

Schriftlesung aus dem Johannesevangelium 19, 1-16 und 17-30           
Da ließ Pilatus Jesus abführen und auspeitschen. Die Soldaten flochten aus Dornenzweigen eine Krone und setzten sie Jesus auf. Sie hängten ihm einen purpurfarbenen Mantel um, traten vor ihn hin und riefen: »Hoch lebe der König der Juden!« Dabei schlugen sie ihm ins Gesicht. Darauf ging Pilatus noch einmal zu ihnen hinaus und sagte: »Ich bringe ihn euch hier heraus, damit ihr seht, dass ich keinen Grund zu seiner Verurteilung finden kann.« Als Jesus herauskam, trug er die Dornenkrone und den purpurfarbenen Mantel. Pilatus sagte zu ihnen: »Da, seht ihn euch an, den Menschen!« Als die führenden Priester und die Gerichtspolizisten ihn sahen, schrien sie im Chor: »Kreuzigen! Kreuzigen!«
Pilatus sagte zu ihnen: »Nehmt ihn doch und kreuzigt ihn selbst! Ich finde keinen Grund, ihn zu verurteilen.« Sie hielten ihm entgegen: »Wir haben ein Gesetz und nach diesem Gesetz muss er sterben, denn er hat sich zu Gottes Sohn erklärt.« Als Pilatus das hörte, bekam er noch mehr Angst. Er ging in den Palast zurück und fragte Jesus: »Woher kommst du?« Aber Jesus antwortete ihm nicht. Pilatus sagte zu ihm: »Willst du nicht mit mir reden? Vergiss nicht, dass ich die Macht habe, dich freizugeben, aber auch die Macht, dich ans Kreuz zu bringen!« Jesus antwortete: »Du hättest keine Macht über mich, wenn Gott es nicht zugelassen hätte. Darum liegt die größere Schuld bei denen, die mich dir ausgeliefert haben.«
Wegen dieser Worte versuchte Pilatus noch einmal, ihn freizulassen. Aber die Wortführer der Juden schrien: »Wenn du ihn freilässt, bist du kein Freund des Kaisers! Wer sich als König ausgibt, stellt sich gegen den Kaiser!« Als Pilatus das hörte, ließ er Jesus herausführen. Er setzte sich auf den Richterstuhl an der Stelle, die Steinpflaster heißt, auf Hebräisch: Gabbata. Es war der Tag vor dem Passafest, etwa zwölf Uhr mittags. Pilatus sagte zu den anwesenden Juden: »Da habt ihr euren König!« Sie schrien: »Weg mit ihm! Ans Kreuz!«
Pilatus fragte sie: »Euren König soll ich kreuzigen lassen?« Die führenden Priester antworteten: »Unser einziger König ist der Kaiser in Rom!« Da lieferte Pilatus ihnen Jesus aus und gab ihn frei zur Kreuzigung.

Lied: EG 85, 1-2 O Haupt voll Blut und Wunden

Die Soldaten übernahmen Jesus. Er trug selber sein Kreuz aus der Stadt hinaus, bis zum sogenannten Schädelplatz – auf Hebräisch heißt er Golgota. Dort nagelten sie Jesus ans Kreuz und mit ihm noch zwei andere, den einen links, den anderen rechts und Jesus in der Mitte. Pilatus ließ ein Schild am Kreuz anbringen; darauf stand: »Jesus von Nazaret, der König der Juden«. Der Ort, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nicht weit von der Stadt entfernt, deshalb lasen viele Juden diese Aufschrift. Sie war in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache abgefasst. Die führenden Priester sagten zu Pilatus: »Schreib nicht: ›Der König der Juden‹, sondern dass dieser Mann behauptet hat: ›Ich bin der König der Juden.‹«
Pilatus sagte: »Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.« Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz genagelt hatten, nahmen sie seine Kleider und teilten sie in vier Teile. Jeder erhielt einen Teil. Das Untergewand aber war in einem Stück gewebt und hatte keine Naht. Die Soldaten sagten zueinander: »Wir wollen es nicht zerreißen; das Los soll entscheiden, wer es bekommt.« So traf ein, was in den Heiligen Schriften vorausgesagt war: »Sie haben meine Kleider unter sich verteilt. Mein Gewand haben sie verlost.« Genau das taten die Soldaten. Nahe bei dem Kreuz, an dem Jesus hing, standen seine Mutter und deren Schwester sowie Maria, die Frau von Klopas, und Maria aus Magdala.
Jesus sah seine Mutter dort stehen und neben ihr den Jünger, den er besonders lieb hatte. Da sagte er zu seiner Mutter: »Frau, er ist jetzt dein Sohn!« Und zu dem Jünger sagte er: »Sie ist jetzt deine Mutter!« Von da an nahm der Jünger sie bei sich auf. Jesus wusste, dass nun alles zu Ende gebracht war. Aber damit die Voraussagen der Heiligen Schriften vollends ganz in Erfüllung gingen, sagte er: »Ich habe Durst!« In der Nähe stand ein Gefäß mit Essig. Die Soldaten tauchten einen Schwamm hinein, steckten ihn auf einen Ysopstängel und hielten ihn Jesus an die Lippen. Jesus nahm davon und sagte: »Jetzt ist alles vollendet.« Dann ließ er den Kopf sinken und gab sein Leben in die Hände des Vaters zurück.

Lied: EG 85, 3-4 Die Farbe deiner Wangen

Predigt mit Predigtspruch aus 2. Korinther 1, 3-4
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.
                                                     
Liebe Gottesdienstgäste,                                                                            
Sie sind heute am Karfreitag hierher in den Gottesdienst gekommen. Das mag Tradition sein. Aber wer macht schon etwas nur aus Tradition? Es ist kein Vergnügen, keine leichte Sache, an Jesus und sein Sterben erinnert zu werden. Deswegen unterstelle ich Ihnen, dass dieser spezielle Gottesdienst etwas gibt, was Ihnen wichtig ist. Aber was könnte das sein? Die Beschreibung des Leidens von Jesus ist bedrückend und hinterlässt ein Gefühl der Ohnmacht. Vielleicht ist das schon ein erster Ansatz.
Auch Sie kennen Situationen von Unrecht, Leid und Not. Auch Sie fühlen sich manchmal ohnmächtig angesichts all der Dinge, die im Großen wie im Kleinen geschehen, und man kann sich fragen: Warum halte ich noch daran fest, dass es sich lohnt, nicht egoistisch, ungerecht und gleichgültig gegen andere zu sein? Jesus ertrug Spott und Gewalt. Er erfuhr Enttäuschung bis in den engsten Freundeskreis hinein. Was ist daran positiv? Der Apostel Paulus formuliert einen Gedanken, der der Schlüssel sein könnte, warum Sie heute Morgen sich aufgemacht haben, um diesen Gottesdienst mitzufeiern.
Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.“ Der Wort „Trost“ ist sprachlich mit „treu“ verwandt. Wenn es mir schlecht geht, wer ist dann eigentlich „treu“ zu mir? Wer interessiert sich für mein Schicksal? Wenn es gut geht, und man „obenauf“ ist, da sind Freunde in der Nähe. Denn der andere hat etwas von mir, wie ich vielleicht von ihm oder ihr.
Aber trösten werden mich diejenigen, die wirklich an mir interessiert sind, die mich mögen, und deren Freundschaft sich gerade darin zeigt, dass sie für mich da sind, obwohl ich selbst in dieser Situation des Leids und der Not nichts geben kann. Und das sind oft Menschen, die trösten können, weil sie selbst erlebt haben, was Leid und Not bedeuten, und wie man sich dabei fühlt. Und es stimmt auch umgekehrt. Wir lassen uns eher von den Menschen trösten, die ähnliches wie ich selbst erlebt haben.
Denn sie kennen meinen Schmerz und wissen, wie es mir geht. Das meint auch Paulus, wenn er formuliert, dass wir in unserer Bedrängnis mit dem Trost trösten können, mit dem wir selbst getröstet wurden, als es uns schlecht ging. Aber Paulus meint hier nicht bloß den menschlichen Trost, dasselbe durchgemacht zu haben wie mein Gegenüber. Es geht um eine positive Perspektive, um einen Hoffnungsschimmer am Horizont von Traurigkeit, Ohnmacht oder Verzweiflung. Und genau dieser Hoffnungsschimmer findet sich an Karfreitag, wobei Karfreitag und Ostern zusammengehören. Wir Evangelische haben kirchengeschichtlich eine besondere Beziehung zu Karfreitag.
Denn an Karfreitag kann man spüren, wie nah Gott gerade im Leiden uns Menschen kommt, und wie sehr es ihm um uns als Person geht, gerade wenn wir nicht stark sind und vorbildlich als Christen leben, sondern uns am liebsten verstecken möchten, weil wir uns klein und schwach fühlen. Wenn Gott in dieser Lage bei uns bleibt, ja dann liebt er uns wirklich, und zwar um unserer selbst willen. Dass Jesus freiwillig Leid und Tod auf sich nahm, ist eine indirekte Liebeserklärung an uns. Und noch eins ist wichtig an Karfreitag wie an keinem anderen Feiertag im Kirchenjahr: Gott ist kein Zuschauer oder gar Richter über Jesus in seiner extremen Notlage, sondern er steht an der Seite von Jesus.
Da passt der Begriff „Gottes Sohn“ für Jesus wie sonst nirgends so eindrücklich. Wenn der eigene Sohn leidet und stirbt, so möchte der Vater am liebsten selbst für den Sohn an seiner Stelle das erleiden. Gott leidet allen menschlichen Schmerz und Leid mit bis in den Tod hinein. Das ist für mich auch eine tragende Antwort auf die immer wieder gestellte Frage, „warum“ Gott das Leid in dieser Welt zulässt. Offensichtlich lässt Gott zu, dass der Mensch seine Freiheit und Macht missbrauchen kann, aber er ist dabei kein außenstehender Betrachter, sondern selbst mitten im Geschehen gegenwärtig. Und das ist nicht das Ende.
Darum folgt auf Karfreitag der Ostermorgen der Auferstehung. Und um es präzise zu formulieren. Die Frage nach dem „Warum“ des Leids unterstellt Gott, er verfolge mit dem Leiden der Menschen einen moralischen oder pädagogischen Zweck. Dabei sollte die Frage lauten: „Wozu“ geschieht das Leiden? Gott schränkt den Freiraum, den der Mensch braucht, um wirklich eine selbständige Persönlichkeit und ein echtes „Ebenbild“ Gottes zu sein, nicht ein. Ansonsten wäre der Mensch eine „Marionette“ Gottes.
Aber Gott schafft in seiner unglaublichen, bedingungslosen Liebe einen weiten Raum der Liebe, in welchem der Mensch wieder zu Gott zurückfinden kann. Darum starb Jesus, der dieses Ziel für sich selbst annahm und bis zuletzt durchhielt, konsequent auch den Tod der Menschen. Nun gibt es keine Not, kein Leiden mehr, das Gott nicht selbst mit durchlitten hätte. Und so kann Gott wirklich trösten, die auch heute Not leiden, weil er in Jesus die Not kennt und die Hoffnung aufkeimen kann, dass es über den Tod hinaus ein weites Feld der ewigen Liebe Gottes gibt, auf das wir zusteuern.

Lied
: EG 98, 1-3 Korn, das in die Erde

Fürbitten

Abendmahl (im Wechsel sprechen, Sanctus etc. singen)

Lobgebet: Der Herr sei mit euch
Gem.: und mit deinem Geiste
Erhebet eure Herzen
Gem.: Wir erheben sie zum Herren
Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserm Gott
Gem.: Das ist würdig und recht

Sanctus: Jesus Christus…
Gem.: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herren. Hosianna in der Höhe.

Vaterunser

Einsetzungsworte: Seht doch, das ist Gottes Lamm, das die Sünden der Welt trägt!
Gem.: Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, erbarm dich unser! (2x) Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt, gib uns deinen Frieden!

Austeilung mit Einladung, Friedensgruß, Wort nach Austeilung

Dankgebet: Danket dem Herrn, denn er ist freundlich
Gem.: Und seine Güte währet ewiglich

Liedvortrag (Chor): Da wohnt ein Sehnen tief in uns

Segen
Gem
.: Amen, Amen, Amen


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