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Barbarakirche / Gemeindehaus

Die ältesten Teile der evangelischen Barbarakirche stammen aus dem Jahr 1265. Damit ist sie die zweitälteste Kirche in Braubach.

Das Dach des Turms enthält Teile aus verschiedenen Jahrhunderten. Die ältesten stammen von 1407. Der untere Teil des heutigen Dachs, ein geschwungenes Ringpultdach mit vier Zwerchhäusern, stammt von 1688. Erst 1710 wurde das Geschoss mit den senkrechten Wänden und darüber das achteckige Zeltdach lose auf die Sparren von 1407 aufgesetzt.
Bis 1526 war die Kirche katholisch.
Stark hochwassergefährdet entschloss sich die Kirchengemeinde 1897, eine neue Kirche zu bauen - die Markuskirche.

Die Barbarakirche diente in der Folgezeit als Wahllokal, Turnsaal, Kino, Lager und immer wieder auch als Gemeindesaal, bis sie schließlich 1967 bis 1970 zum Gemeindezentrum umgebaut wurde.

Hier treffen sich seitdem die Gruppen und Kreise der Gemeinde regelmäßig.
Bei der Renovierung 2017 bis 2021 wurden die Wände des Turms gesichert und verputzt, sowie die daran befindlichen Uhren restauriert. Das bis dahin lose Turmdach wurde stabilisiert und neu mit Echtschiefer eingedeckt. Die Außenwände des Schiffs und des Chores wurden neu verputzt. Das Schiffdach wurde vollständig entkernt und beschädigte Elemente ersetzt und anschließend auch neu mit Schiefer gedeckt. Zur Trockung der Wände wurde im Innenraum ein Sockel von 50 cm freigelegt.


Entgegen allen bisherigen Aufzeichnungen wurde die Barbarakirche im Jahr 1265/66 als Neubau außerhalb des Siedlungskerns auf dem Schwemmland des Rheins errichtet. Damals bestand sie  nur aus Schiff, Chor und wenig später der Sakristei. Beim Bau der unteren Stadtmauer 1384/85 wurde ihre Nordwand in die Stadtmauer integriert. So kommt es, dass die Kirche ihren Turm erst nach knapp 120 Jahren Standzeit erhalten hat. Der Turm der als Nordwesteckturm der Stadtmauer errichtet wurde, ist erst später zum Kirchturm umgebaut worden. Daher findet man im Inneren noch viele Spuren von seiner Zeit als Wachturm.
Geweiht wurde die ursprünglich katholische Pfarrkirche der heiligen St. Barbara (eine der 14 Nothelfern, ihre Hilfe erhoffte man sich gegen Unwetter und Feuergefahr). 1526 ließ Landgraf Philipp von Hessen in seinem Gebiet, zu dem Braubach gehörte, die Reformation einführen. Daraufhin stieg die Zahl der Kirchenbesucher sehr stark an, sodass bald der Platz in der Kirche knapp wurde. Unter seinem Sohn, Landgraf Philipp II. von Hessen, wurden daher 1581 die ursprünglich zweigeschossigen  Emporen im Kirchenschiff eingebaut.
Der frühgotische, fast quadratische Chor hat Fenster mit Fischblasen-Maßwerk des frühen 16. Jahrhunderts. In der an den Chor angebauten Sakristei wurden 1913 Reste einer spätromanischen Darstellung der Kreuzigung Christi freigelegt.
Von der ursprünglichen Ausstattung der Kirche sind noch ein Rankenfries (Westwand) und Heiligenfiguren (Südwand), Teile einer Darstellung des Gleichnisses von den zehn Jungfrauen (Chorbogen), der spätgotische achteckige Taufstein (jetzt in der Markuskirche), die mit reichem Schnitzwerk versehenen Emporen aus dem 16. Jahrhundert, drei Figuren des 1672 geschaffenen Altars (der auferstandene Christus, Mose mit den Gesetzestafeln, Aaron in priesterlicher Tracht), eine Wandaufschrift hinter der ersten  Orgel (Nordwand), eine Madonna aus einem der Chorfenster (heute Südwand), eine gotische Altarplate, die alte Eingangstür (heute im Schiffdach) und eine Pelikanfigur der alten Kanzel erhalten.
Der Altar wurde bei der Erneuerung der Barbarakirche im Jahre 1875 in die Martinskapelle gebracht, dort wurde der Gekreuzigte im Mittelstück gestohlen. Auch andere Teilstücke gingen verloren.
Erhalten sind auch noch zwei Glocken, die jetzt in der Markuskirche hängen. Die Elisabeth-Glocke stammt aus der Zeit um 1330 und ist ein Werk des Meister Johann von Mainz. Die Maria-Glocke wurde im Juni 1471 gegossen und ist ein Werk des Glockengießers Tielmann von Hachenburg.
In der Barbarakirche sind im bis 1740 Verstorbene der Adelsfamilien wie auch der Pfarrfamilien beigesetzt worden. Heute sind fünf Grabplatten in den Wänden des Chores eingelassen. Die älteste unter ihnen ist die, der Ritter von Rheinberg von 1396.  
Zwei Gründe bewogen die Braubacher Gemeinde 1898 mit dem Bau der Markuskirche zu beginnen: Die Barbarakirche war zu klein geworden und sie war hochwassergefährdet. Mehrfach wurde die Barbarakirche im vorigen Jahrhundert durch Hochwasser schwer verwüstet. Bei dem Jahrhunderthochwasser im Dezember 1993 stand das Wasser im Gebäude 1,26 m über dem Fußboden des großen Versammlungsraumes.
Nach Fertigstellung der Markuskirche im Jahre 1901 sollte die Barbarakirche zu einem Gemeindehaus umgebaut werden, doch es fehlten die finanziellen Mittel. Man dachte 1902 darüber nach, sie völlig abzubrechen und das Gebäudegrundstück als Bauplätze zu verkaufen.
In der Folgezeit wurde sie unterschiedlich genutzt: 1919 wurden Wahlversammlungen in ihr abgehalten, 1920-22 war sie an den Turnverein Braubach vermietet und 1923 an die Stadt Braubach als Lagerraum, in dem Materialien und Lebensmittel für die französische Besatzung aufbewahrt wurden. Während dieser Zeit wurde die Kanzel zertrümmert und einige Pfeifen aus der Orgel genommen. 1928 wurde sie zu einem Gemeindesaal umgebaut und seitdem wieder von der Kirchengemeinde genutzt.
Vor und während des letzten Krieges wurde die Barbarakirche als Kino genutzt. Am Ende des Krieges entstanden substanzgefährdende Schäden durch Flakbeschuss. In den Nachkriegsjahren trat ein langsamer Verfall ein. Anfang der 60er Jahre stellte sich erneut die Frage: Abriss oder Wiederverwendung des Kirchengebäudes. Der Kirchenvorstand der Evangelischen Kirchengemeinde Braubach traf nach intensiver Beratung die Entscheidung, die Barbarakirche zu einem Gemeindezentrum umzubauen. Der Umbau erfolgte in den Jahren 1967-70 unter der Leitung des Architekten E. Thomas.
Das Schiffdach wurde konstruktiv ergänzt, die Mauern mit wasserundurchlässigem Sperrputz gegen Hochwasser gesichert. Es wurde ein neuer Eingangsbereich geschaffen. Die neu eingebaute Stahlbeton-Spindeltreppe endet in einer alten Holzspindel. Als Pfosten des Treppengeländers dient ein ausrangierter Glockenklöppel. Das Langhaus mit dem Chor wurde zu einem großen Versammlungsraum umgestaltet. Die Reste der Bemalung aus der Erbauungszeit sowie die ornamentale Bemalung aus der Renaissancezeit wurden freigelegt.
Die in der Barockzeit verputzte Decke wurde freigelegt und im Sinne der Renaissance neu gestaltet. Die Emporen wurden in ihrer ursprünglichen Farbigkeit von 1580 restauriert. Die Maßwerkfenster im Chor wurden neu gestaltet (Gestaltung: Glasmaler Hindorf, Ausführung: Glaserei Metz, Braubach).
Der zum Teil noch erhaltende frühbarocke Altar wurde in seinen Einzelteilen verwendet: Die drei Figuren Mose, Christus und Aaron stehen auf einem Querbalken im Chorbogen, der Rest des Altargehäuses hängt im Chorraum über dem Heizungseingang.
Im alten Turmverlies im Erdgeschoß wurde eine Teeküche eingerichtet. Die Turmräume in den darüber liegenden Geschossen wurden neu gestaltet (1. OG: Bläserstube, 2. OG: Kirchenchorstube). Im Dachgeschoß entstand ein Jugendraum, im gotischen Fachwerkgeschoß über dem Chor ein Gemeinschaftsraum. An die Nordseite des Chores wurde ein Heizungsraum hochwasserfrei errichtet.
Als 2017 Steine von der Turmfassade herabfielen, musste schnell gehandelt werden. Wenig später wurde der gesamte Turm eingerüstet. Fachleute stellten fest, dass das komplette Mauerwerk des Turms schadhaft war. Bei Begehungen im Turmdach konnten die Statiker ihren Augen kaum trauen. Der gesamte obere Teil des Daches saß seit 1710 lose auf den abgeschnittenen Sparren des mittelalterlichen Daches auf. Bei einem starken Sturm oder einem Erdbeben hätte das Dach jederzeit herunterkippen können. Als wäre dies nicht schon Schock genug, bemerkten Gemeindeglieder, dass Wasser von der Decke auf die Empore tropfte. Weitere Gutachter bestätigten dann, dass das Schiffdach undicht und mehrere Balken des Daches bereits stark verfault waren.
Kurzdarauf begann schon der erste Bauabschnitt im Turm. Das Dach wurde verstärkt, gesichert und die Balken vor Fäulnis geschützt. Das Dach wurde neu verschalt und eingedeckt. Die Ziffernblätter der Uhren wurden restauriert. Die Fassade wurde von losen Steinen und Mörtel befreit und Hohlstellen verfüllt. Anschließend wurde der Turm mit einem mehrlagigen Spezialputz in mittelalterlich weißer Farbe verputzt. Dabei wurden die Rüstlöcher ausgespart, damit auch weiterhin die Mauerseglerkolonie dort im Sommer nisten kann.
Im zweiten Bauabschnitt wurde zuerst der Dachraum des Schiffes vollständig entkernt. Anschließend wurde die Decke gestützt, sodass oberhalb im Gebälk alle faulen Elemente ersetzt werden konnten. Die Konstruktionen der letzten Renovierung von 1967-70 wurden entfernt und das Gebälk wieder in seinen Ursprungszustand gebracht. Um den Dachraum begehen zu können wurden Bretterstege eingebaut. Das Dach wurde neu verschalt und gedeckt, und über dem Fachwerkgeschoss ein neues Firstkreuz angebracht.
Während des zweiten Abschnittes fiel auf, dass sich durch den aufgebrachten Sperrputz der letzten Renovierung in den Außenwänden ein Wassersog gebildet hatte. Um diesen zu unterbrechen, wurde im Innenraum der Putz 50 cm hoch vom Sockel in entfern, sodass das Wasser verdunsten kann. Von den Außenwänden wurde der Putz bis zum Fries unter der Dachkannte vollständig entfernt und ein neuer atmungsaktiver Putz aufgebracht.

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