Die Texte und Fotos beruhen auf der "Besonderen Lernleistung - Geschichtsrezeption im digitalen Zeitalter: histocaching" als neue Form der Vergangenheitsbegegnung am Beispiel der Braubacher Barbarakirche." von Tobias Metz.
Für Nachfragen und detaillierte Auskünfte wenden Sie sich bitte, über das Gemeindebüro, an Tobias Metz.
Das heute noch erhaltene Satteldach des Kirchenschiffs entstand, nachweislich, im Jahr 1265/66. Es besteht in allen Teilen aus Tannenholz, was äußerst ungewöhnlich ist, da die Dächer in dieser Zeit immer aus Eichenholz waren.
Konstruiert ist es als Sparrendach mit einer Kehlbalkenlage (horizontal liegende Balkenlage, hier 2,7 m über der Deckenbalkenlage) und Sparrenunterstützungsbändern ohne Längsverband. Das Dach hat insgesamt 14 gleich ausgebildete Gespärre. Wie im Mittelalter üblich, sind die noch nahezu alle bauzeitlichen Sparren, in die Enden der Dachbalken eingeblattet und auch im First miteinander verblattet. Eine zusätzliche Fixierung der Gespärre sollte damit erreicht werden, dass eine bis unter die Dachschalung reichende Aufmauerung (Abb. 60) auf der Mauerkrone errichtet wurde.
Das Sparrendach der westlichen Erweiterung des Schiffs wurde aus Eichenholz konstruiert. Die Untersuchungen von Holzproben ergaben, dass das Dach 1678 erbaut wurde. Es besteht aus zwei im rechten Winkel zueinander angeordneten Dachflächen. Im Süden wurde das Satteldach des Schiffs nahtlos nach Westen weitergeführt. Das westliche Dach wurde als Walm gezimmert.
Im Bereich der Erweiterung ist schon zu deren Bauzeit der Westgiebel des Schiffsdachs abgebrochen worden, um die beiden Dachräume miteinander zu verbinden. Ab der Südostecke des Turms nach Norden, ist der Giebel hingegen vollständig erhalten und durch eine Fuge klar getrennt vom westlich anschließenden Mauerwerk des Turms. (Abb. 68-69)
Bei der Renovierung 1967/70 wurden ein stehender Längsbund und Windrispen montiert. Neben weiteren kleinen Reparaturen und Ergänzungen wurde das Dachgeschoss für die Nutzung der Gemeindegruppen ausgebaut.
Neben einer Querwand im Westen wurden auch zwei Längswände eingezogen. Nach Süden entstand ein Speicher- und nach Norden ein Jugendraum. Zwischen den beiden Räumen führte seit dieser Zeit ein Flur zum Fachwerkgeschoss. (Abb. 72)
Mit der Renovierung 2020/21 wurde der Dachraum des Schiffes vollständig entkernt, alle Jugendräume, Einbauten, Speicher, Böden, Decke, u. s. w. wurden entfernt. Zahlreiche Balken und Sparren, die durch erhebliche, feuchtigkeitsbedingte Fäulnisschäden nicht mehr tragbar waren, wurden repariert. Die Veränderungen, die man bei der Renovierung von 1967/70 am Gebälk vornahm, wurden statisch bemängelt und zurückgebaut. Da das Gebälk offen liegt und keine Räume mehr eingebaut werden, ist das Gebälk über breite gesicherte Stege begehbar und zu besichtigen (Abb. 61-67). Außerdem gelangt man darüber zum Gemeinschaftsraum im Fachwerkgeschoss.
Das Dach des Kirchenschiffs wurde neu verschalt und mit Naturschiefer eingedeckt.
Mit der Erneuerung des Chordaches 1520-23 wurde über dem Chor ein gotisches Fachwerkgeschoss gebaut, das von außen vollständig verschiefert ist. (Abb. 28)
Die Umfassungswände des Raumes mit den gekrümmten Streben in den Ecken, sind noch original (Abb. 20). Nur vor der Nordwand steht innenseitig eine zweite jüngere Wand. Im Nord-Osten wurde nachträglich eine Türöffnung zum Nachbarhaus angelegt (Abb. 21).
Von der originalen Decke ist noch der Bundbalken (dicker Querbalken) im Chorschluss (im Osten, hinterer Teil des Raumes) sowie die dahinter verlaufenden 12 Stichbalken (kleinere Balken verlaufen rechtwinklig auf den Bundbalken zu) vorhanden. Auch die anderen Bundbalken des Dachwerks, die von Zangen getragen werden, verlaufen noch auf dem früheren Niveau der Decke, sind aber aus den 1970er Jahren. (Abb. 23+24).
Ebenfalls aus dem Jahr 1520/21 ist der freistehende Ständer mit den beiden Kopfstreben unter dem Bundbalken der ursprünglichen Decke am Ansatz des dreiseitigen Chorschlusses (Abb.22). Der Ständer ist auf der Ostseite mit dem Bundbalken verblattet, diese Technik Balken zu verbinden wurde ausschließlich im Mittelalter angewendet.
Vom ersten Chordach von 1265 sieht man heute nur noch einen Abdruck im Putz des Ostgiebels des Kirchenschiffs. Das Dach des Fachwerkgeschosses von 1520/21 wurde bei einem Wolkenbruch im Jahr 1875 stark beschädigt und daraufhin erneuert. Das heute noch vorhandene Satteldach, sowie seine Dachschalung aus sehr breiten Brettern (Abb. 25), stammt daher aus dem Jahr 1875, was durch drei Bohrkerne und deren Untersuchung festgestellt wurde.
Das Dach schließt im Osten mit einem dreiseitig gebrochenen Walm ab (Abb. 27) und stößt im Westen gegen den Giebel des Kirchenschiffs.
Die Decke wurde bei der Renovierung 1967/70 bis auf den Bereich des dreiseitigen Chorschlusses rausgeschnitten und durch eine höher liegende ersetzt.
An den Firstständern wurden die Bundbalken aufgehängt. (Abb. 26)
Der Raum wurde zum Gruppenraum umgestaltet und die Kirchengemeinde erwarb das Nachbarhaus (ehem. Kantoreischule) und baute es zum Küsterhaushaus um. Der Türdurchbruch im Gruppenraum konnte wieder hergestellt und mit einem historischen Türblatt aus der alten, abgebrochenen, katholischen Kirche versehen werden. Bei dieser Renovierung erhielt der Raum einen Durchbruch zum Dachraum des Kirchenschiffs. Wahrscheinlich existierte vorher nur der Zugang vom Nachbarhaus.
In neuerer Zeit wurde der Durchbruch zum Nachbarhaus zugemauert. Außerdem erhielt der Raum an der Nordseite einen Notausgang mit einer Stahl-Feuertreppe und einen zweiten Türdurchbruch zum Dachraum des Kirchenschiffs. Die Außenverschieferung von 1967/70 wurde durch Naturschiefer ersetzt und ein neues Firstkreuz angebracht.