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Die Texte und Fotos beruhen auf der "Besonderen Lernleistung - Geschichtsrezeption im digitalen Zeitalter: histocaching" als neue Form der Vergangenheitsbegegnung am Beispiel der Braubacher Barbarakirche." von Tobias Metz.
Für Nachfragen und detaillierte Auskünfte wenden Sie sich bitte, über das Gemeindebüro, an Tobias Metz.

Turmräume

Das Verlies im Erdgeschoss des Turms
Der untere Turmraum war früher das Turmverlies, das ausschließlich von oben, durch die Decke, zu erreichen war. Es war ein runder Raum mit einem Durchmesser von ca. 3,5 m.
Erst bei der Renovierung 1969/1970 wurde der zugeschüttete Raum freigelegt. Es ist anzunehmen, dass hierbei auch der Durchgang zum Kirchenschiff und das Fenster Richtung Norden gebrochen wurden. Der Raum dient seit dieser Zeit als Küche. (Abb. 92, 94)

1. OG Turm
Der Turm war ursprünglich nur über einen von Süden her hochgelegenen Eingang zugänglich, wie es bei Burgzugängen und Kirchtürmen üblich war. Der Zugang erfolgte über den Wehrgang der Stadtmauer, die sich im Bereich der heutigen Schifferweiterung (Herrentoiletten) befand.

Der Raum ist im Wesentlichen im bauzeitlichen Zustand erhalten und hat seinen Zugang in der Südwand. Er hat ein rippenloses Kreuzgewölbe und zwei Fenster, die nach Nordwesten und Westen ausgerichtet sind. Vermutlich befand sich im Boden auch die Luke zum Turmverlies.

1580/81 mit dem Einbau der Emporen ist die rundbogige Nische in der Ostwand als Zugang entstanden.

Nach der Schifferweiterung im Jahr 1688 gelangte man über eine Steintreppe an der Südwand des Kirchenschiffs ins erste Obergeschoss und durch die Erweiterung in den ersten Wachraum.

Bei der Renovierung 1967/70 erhielt der Raum eine Bretterverschalung an der Decke, die das Kreuzgewölbe heute verdeckt. Der Zugang zur Empore wurde zugemauert. Von da an wird der Raum als Gruppenraum der Kirchengemeinde genutzt. (Abb.96+98)

2. OG Turm
Über eine in der Südwand integrierten einläufigen Treppe, die noch aus der Bauzeit stammt und durch drei sehr kleine Fenster belichtet wird, gelangt man zum 2. Obergeschoss. (Abb. 97 a+b)

Die Ostwand wird hier teilweise durch den Westgiebel des Schiffdaches gebildet, der beim Bau des Turms nach Norden hin verlängert wurde. Dieser Giebel zeichnet sich heute in der weißen Wandfläche als schräg, nach rechts ansteigender, Riss ab. Mit dem weit gespannten Bogen beginnt die volle Mauerstärke der Turmostwand von 2 Metern. (Abb. 101) An dieser Wand befand sich ursprünglich auch der Zugang zum Aborterker (mittelalterliche Toilette) (Abb. 99 + 100), der nachweislich 1383/84 gebaut wurde. Die Reste des Erkers befinden sich heute noch auf der äußeren Ostwand des Turms, nördlich oberhalb des Schiffdaches. Der Abort war ein geschlossener, gemauerter Kasten, dessen Öffnung sich über dem Stadtgraben befand.

Die beiden Fenster in der Nord- und Westwand befinden sich in Fensternischen, die mit zwei Mauerbänken versehen sind. (Abb. 104) Das rippenlose Kreuzgewölbe ist sichtbar. (Abb. 102) In der Südwestecke des Raumes führt eine einläufige Treppe in die Südwand (Abb. 103), über die man ins 3. Obergeschoss gelangt. Der Raum ist insgesamt in einem bemerkenswerten, bauzeitlichen Zustand erhalten.

3. OG Turm - Die Wohnstube

Dieser Raum diente als Aufenthaltsraum für die Stadtwachen. Er hat kein Gewölbe, sondern eine flache Holzdecke. (Abb. 105 + 107) Der Raum hat je 2 Fenster nach Norden und Westen sowie ein Fenster nach Osten. Wie im 2. Obergeschoss befinden sich auch hier in den Fensternischen jeweils 2 Mauerbänke zum Sitzen. (Abb. 108) In der Südwand befindet sich auf der Höhe des 3. OG ein kleineres Fenster, dass den Treppenaufgang beleuchtet.

Eine Besonderheit des Raumes ist der offene Kamin in der Mitte der Ostwand. (Abb. 106 + 110) Aus der Bauzeit sind noch die Ausnieschung der Wand, sowie beiderseits Reste der hervorragenden Verzahnungssteine, die die ursprünglich gemauerte Rauchhaube trugen. Die Rauchhaube leitete den Rauch in eine, heute noch vorhandene, enge, steil schräg ansteigende Röhre.

Der Raum befindet sich baulich im bauzeitlichen Zustand.
Bei der Renovierung 1967/70 wurde aus leichten Baumaterialien die Rauchhaube nachgebildet.

 An der Westwand befindet sich in einem Holzschrank das Uhrwerk der Stundenuhr aus dem Jahr 1969.  (Abb. 109)

4. OG Turm
Durch eine einläufige Treppe in der Südwand gelangt man in das 4. Obergeschoss. (Abb. 111) Dieses ist das letzte gemauerte Geschoss des Turms und befindet sich im Rohbauzustand.
Der Raum, auf Höhe der drei Turmuhren, ist auf einem gemauerten Rundbogenfries vorgekargt. (Abb. 122)

Zwei Fenster auf jeder Seite erhellen den Raum. Das östliche Fenster auf der Südseite befindet sich hinter der Eingangstür. Während die Öffnungen der West- und Ostwand noch an ursprünglicher Stelle im bauzeitlichen Zustand sitzen, sind diejenigen an der Nordwand nachträglich verschmälert und auseinandergedrückt worden. Auch das westliche Fenster an der Südwand ist nachträglich verkleinert worden. Diese Veränderungen wurden vorgenommen, um die großen Ziffernblätter der Turmuhren anbringen zu können. (Abb. 115-121)

Die Rundbogenfenster sind heute mit Bretterläden, die nach innen zu öffnen sind, verschlossen. Ursprünglich waren die Fenster der Nord-, West- und Südseite durch Scharten- oder Zinnenladen verschlossen, die nach oben aufgeklappt wurden. (Abb. 123+124) Die eisernen Kloben, die über den Fenstern von außen zu erkennen sind, wurden in Basaltsteine über den Fenstern mit Blei eingelassen. Sie sind L-förmig gebogen, als Vierkant in die Steine eingesetzt und vorne am abgewinkelten Teil rund. Diese bauzeitlichen Kloben für die Aufhängung solcher Laden findet man nur extrem selten, vor allem in einem so hervorragenden Zustand.
 
Die Deckenbalkenlage der Flachdecke stammt größtenteils noch aus der Bauzeit des Dachwerks 1407, während alle Unterstützungskonstruktionen nachträglich hinzukamen. (Abb. 112 + 113)

Auf dieser Etage befinden sich die Motoren der Turmuhren, die im Norden, Süden und Osten angebracht wurden.

Bei der letzten Renovierung 2019/21 wurden die Eichenpfosten, die das Gewicht der darüber liegenden Glockenstube tragen auf dem Gesims verankert. (Abb. 117) Die Bretterladen wurden grau gestrichen und erhielten, wie alle Fenster des Turms, einen Taubenschutz. (Abb. 204)

Die bauzeitliche Treppe vor der Südwand endet heute an der Decke. (Abb.114) Durch eine enge Öffnung gelangt man in das erste Geschoss des Turmdaches, die Glockenstube.

Uhren und Uhrwerk

Die Kirche hatte bereits im Jahr 1600 und sicher schon lange zuvor eine Turmuhr, die damals von der Kirchengemeinde, ab 1638 jedoch von der Stadt zu unterhalten war. Auch in der Folge hat die Stadt 1895 eine neue Stadtuhr von F. W. Wenle in Bockenem und 1969 die neue elektrische Turmuhr eingebaut.

An der Westseite war seit alter Zeit eine Sonnenuhr angebracht, deren abgebrochener, mit dem Stadtwappen (Halbmond und Stern) verzierter Zeiger, mit dem Finger einer Hand die Stunde anzeigte. Diese Sonnenuhr wurde bei der Renovierung der Kirche 1967/70 abgehängt und ist seither verschwunden.

Heute befindet sich an dieser Stelle eine Stundenuhr. (Abb. 157-158)

Ebenfalls 1967/70 wurde das komplette mechanische Uhrwerk, das bis dahin wöchentlich aufgezogen wurde und mit vier Viertel- und Vollschlag die Uhrzeit anschlug, durch eine elektronische Anlage ersetzt. Das Werk kam in den Besitz der Deutschen Burgenvereinigung e. V.. Diese stellte es auf der Marksburg auf. Alle Zubehörteile wie die Flaschenzüge, Zwischengetriebe, Antriebswellen und Zeigerwerke sind seitdem nicht mehr vorhanden. 2007 schenkte die Deutsche Burgenvereinigung, nach Absprache mit der Stadt Braubach, der Evangelischen Kirchengemeinde das Uhrwerk. Es wurde von ehrenamtlichen Gemeindegliedern aufwendig in alle Einzelteile zerlegt und restauriert. Am 08. März 2008 erfolgte der Aufbau des Uhrwerks im 1. Obergeschoss der Schifferweiterung. (Abb. 154) Die Uhr funktioniert heute immer noch einwandfrei und wird bei Gemeindefesten zur Vorführung in Gang gesetzt.
Die Schlaghämmer von 1895 sind noch im Turm zu sehen. (Abb. 149)

Die Ziffernblätter aller Uhren wurden bei der Sanierung des Turms 2019/21 restauriert und aufgearbeitet. Auch die Motoren der Uhren im 4. Obergeschoss sowie der Motor der Stundenuhr im 3. Obergeschoss wurden erneuert. (Abb. 154a-156)

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