Markuskirche
Das jüngste und größte Gotteshaus der evangelischen Kirchengemeinde in Braubach ist die Markuskirche. Sie wurde 1901 neben dem 1884 errichteten Pfarrhaus fertig gestellt. Als der Bau fast vollendet war, stürzte der Turm ein und riss einen Teil der Giebelwand und der linken Seitenwand mit.
Nur dank eines Gnadengeschenkes aus Berlin konnte die Kirche mit einem verkürzten Turm vollendet werden. An die ursprüngliche Gestaltung des Innenraums der Markuskirche erinnern nur noch Bilder. Die drei farbigen Fenster an der Ostseite, sie zeigten Jesu Geburt, seine Kreuzigung und seine Himmelfahrt, wurden bei einem Fliegerangriff 1945 völlig zerstört.
Eine Innenrenovierung 1960 – 64 veränderte den Raumcharakter tiefgreifend, der Raum ist geschlossener und großzügiger, aber auch nüchterner geworden. 1994 wurden der sog. Konfirmandenraum und die Sakristei völlig neu gestaltet; im „Markussaal“ gibt es jetzt auch eine Teeküche und eine Toilette, ein weiterer Treffpunkt für Gemeinde.
Im Jahr 2004 erhielt die Markuskirche drei neue Kirchenfenster, die nach Entwürfen des Hannoveraner Künstlers Helge Michael Breig von der Firma Derix hergestellt wurden. Sie zeigen, wie die alten, Jesu Geburt, seine Kreuzigung und seine Himmelfahrt. Es bedeutete für die Gemeinde eine besondere Freude, diese farbigen Fenster nach jahrelanger Vorbereitung wiederzuhaben, aber auch eine besondere finanzielle Anstrengung.
In der Markuskirche befindet sich auch eine bis heute unveränderte Orgel der Firma E. F. Walcker, die nach Aussage von Orgelkennern eine wichtige Epoche der Orgelbaukunst in besonders schöner Weise verkörpert.
Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich Dekan Dombois um den Bau einer neuen Kirche bemüht. Immer wieder mussten die Gottesdienste aus der Barbarakirche in die Martinskapelle wegen Hochwasser und der anschließenden Nässe im Gebäude verlegt werden. Hinzu kam, dass die Bevölkerung in Braubach kräftig zunahm. Waren es im Jahr 1818 noch 1180 Einwohner, so schon im Jahr 1868 1720 Einwohner und im Jahr 1900 bereits 2800 Einwohner, die zu 80% evangelisch waren. Der Bauplan von Dekan Dombois ließ sich aus Kostengründen nicht umsetzen. Unter Dekan Wilhelmi, der von 1860 bis 1906 in Braubach wirkte, und dem Stadtbürgermeister Friedrich wurde das Bauvorhaben Markuskirche wieder aufgegriffen. Das neue Gotteshaus sollte neben dem 1884 erbauten Pfarrhaus errichtet werden Die Bauplanung und ihre Umsetzung wurden dem Architekten Ludwig Hofmann aus Herborn übertragen, der sich für einen neugotischen Kirchenbau entschied.
Am 22. Mai 1898 8 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung. Die Braubacher Schulchronik berichtet darüber: "Am 22ten Mai 1898 wurde der Grundstein zur neuen evangelischen Kirche gelegt. Der Kirchenvorstand, die Gemeindevertretung, die Schuljugend, der Gemeindevorstand und viele Bewohner versammelten sich an der alten Kirche. Unter Glockengeläute, ein Musikchor an der Spitze, setzte sich der Zug zur Baustelle in Bewegung. Hier sang die Gemeinde unter Musikbegleitung: ,Ein feste Burg'. Herr Pfarrer Vöme / Ems hielt die Festrede, dann erfolgte die Verlesung der in den Grundstein versenkten Urkunden und dann unter Bibl. Kernsprüchen die üblichen Hammerschläge. Eine Nachfeier im Garten ,Zum Rheinberg' hielt die Festteilnehmer bis zum späten Abend beisammen".
Der Kirchenbau, der mit 113.000 Mark veranschlagt war, wurde ausgeführt von der Baufirma H. Link in Bacharach. Der Bau war fast vollendet, als der Turm am 21. Juni 1899 abends um 19.10 Uhr unter großem Getöse einstürzte und einen großen Teil der vorderen Giebelwand und der linken Seitenwand mit einriss. Dank eines Gnadengeschenkes aus Berlin in Höhe von 27.000 Mark konnte der Kirchenbau mit einem neuen Turm, der um einige Meter verkürzt worden war, fertiggestellt werden. Die Gesamtkosten des Kirchbaues betrugen 157.469 Mark. Am 9. Mai 1901 erfolgte die Einweihung, die uns von einem Zeitgenossen im "Rhein und Lahn-Anzeiger" unter dem Datum vom 12. Mai 1901 wie folgt beschrieben wird: "Der vergangene Donnerstag war ein Festtag im wahren Sinne des Wortes für unser Städtchen. Es fand die Einweihung der neuerbauten evang. Kirche statt, unter Teilnahme des Herrn Oberpräsidenten Graf Zedlitz, des Herrn Präsidenten der Königl. Regierung und des Konsistoriums, der Herren Generalsuperintendent Dr. Maurer und Geh. Oberregierungsrat Steinhausen als Vertreter des Kultusministers und anderer hohen Persönlichkeiten. Um 9 3/4 Uhr versammelte sich die Gemeinde im alten Gotteshause zum Abschiedsgottesdienste, bei welchem Herr Dekan Wilhelmi amtierte. In geordnetem Zuge unter Vorantritt der Musik ging es dann nach der neuen Kirche, an deren Haupteingang zunächst die Schlüsselübergabe stattfand. Herr Dr. Maurer nahm, nachdem der gemischte Chor ein Lied gesungen, die Einweihung vor. Die zu aller Herzen dringende Festpredigt wurde hierauf von Herrn Dekan Wilhelmi gehalten, woran sich noch eine ganze Reihe Begrüßungen anschloß. Im Namen und im Auftrag unserer Kaiserin überreichte sodann Herr Dr. Maurer eine von höchstderselben der neuen Kirche geschenkte prachtvolle Altarbibel mit der eingeschriebenen Widmung: ,Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet'. Die Stadt, welche in grünem Laub- und wehendem Fahnenschmuck prangte, wimmelte von auswärtigen Besuchern. Herrn Dekan Wilhelmi wurde der Kronen-Orden 3. Klasse und Herrn D. C. Arzbächer der Kronen-Orden 4. Klasse bei Gelegenheit dieser Feierlichkeit verliehen“.
Die Umgestaltung der Markuskirche in den Jahren 1960 bis 1964
An die ursprüngliche Gestaltung des Innenraums der Markuskirche erinnern leider nur noch Bilder. Das Bruchsteinmauerwerk hatte man innen mit einem hellen Putz überzogen und darauf die Imitation eines Mauerwerks aus rechteckigen Steinen angebracht, ähnlich einem heutigen Sichtmauerwerk aus Kalksandsteinen.
Die Säulen und Bögen des Kirchenschiffes waren hingegen im rotbraunen Farbton gehalten, die Kanzel und die Altarwand besonders farbenprächtig ausgemalt. Die Altarwand wurde unterbrochen von zwei Rundbögen, die den Durchgang zur Sakristei und dem angrenzenden Konfirmandenraum freigaben. Wo die beiden Rundbögen zusammenstießen, hing ein Bildnis des gekreuzigten Christus, das heute im Eingangsbereich angebracht ist. Über dem Christusbildnis spannte sich das Spruchband "Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit".
Einen besonderen Glanz verliehen die farbigen Fenster dem Innenraum. In den drei großen Kirchenfenstern an der Ostseite des Kirchengebäudes waren Jesu Geburt, seine Kreuzigung und seine Himmelfahrt in leuchtenden Farben dargestellt. Die drei Kirchenfenster waren gestiftet worden von der Familie von Preuschen auf Liebeneck und den Familien D. C. Arzbächer und G. Ph. Clos aus Braubach. Bei einem Fliegerangriff am 11. Februar 1945 kurz nach dem Gottesdienst wurden die drei Kirchenfenster völlig zerstört, ein Kunstwerk im Stil der Jahrhundertwende ging damit unwiederbringlich verloren.
Im Jahre 1960 wurde die Innenrenovierung der Markuskirche in Angriff genommen, da das Gebäude nicht nur außen, sondern auch innen durch Kriegseinwirkung beschädigt worden war. Zunächst wurde die vorhandene Niederdruckdampfheizung durch eine ölbefeuerte Warmluft-Heizanlage der Firma Monsun ersetzt. Sodann wurde der Altarbereich auf Betreiben der Kirchenverwaltung umgestaltet. Die beiden Rundbögen in der Altarwand wurden geschlossen, um den dahinter liegenden Konfirmandenraum zu vergrößern und dem Altar einen ruhigeren Hintergrund zu geben. Der Altar selbst wurde um 1 m von der Altarwand weg zum Kirchenschiff hin verlegt und an seinem neuen Standort mit geschliffenen anthrazitfarbenen Natursteinplatten (Diabas) neu aufgebaut. Im Altarraum, im Mittel- und in den Seitengängen wurde der vorhandene Steinplattenbelag herausgerissen und durch einen Naturschieferbelag im römischen Verband ersetzt. Die Wände wurden weiß gestrichen, die Pfeiler und Bögen in einem warmen Grauton gehalten. Die ursprünglich mehrfarbig gestaltete Kanzel erhielt den gleichen Farbton wie die Wände, der Schalldeckel über der Kanzel wurde entfernt. Der spätgotische sandsteinfarbene Taufstein, der von der Barbarakirche in die neu erbaute Markuskirche übernommen worden war, wurde farblich dem Altarraum angepasst und mit einem grauen Farbton versehen. Das Sandsteinkreuz mit dem Christuskorpus wurde von der Altarwand abgenommen und in die Vorhalle der Kirche versetzt. Ein neues Kreuz, entworfen und gestaltet von dem Maler und Bildhauer Eugen Keller aus Höhr-Grenzhausen, wurde nun freischwebend vor der Altarwand über dem Altar aufgehängt: Das gleichschenklige Kreuz besteht aus einem Messingrahmen, der eine Füllung von roten Mosaiksteinen umschließt, in die ein Kreuz aus goldfarbenen Mosaiksteinen eingelegt ist. Die drei großen ursprünglich farbigen Kirchenfenster erhielten eine Verglasung aus echtem Antikglas in hellen Farben. Die Innenrenovierung der Markuskirche, die 1964 unter der Leitung des Architekten Worm aus Koblenz mit einem Kostenaufwand von 104.047,31 DM abgeschlossen werden konnte, hatte den ursprünglichen Raumcharakter des Gotteshauses tiefgreifend verändert.
In dem Bericht der Kirchenverwaltung heißt es: "Der Raum hat durch die einfache farbige Behandlung an Geschlossenheit und Großzügigkeit gewonnen, ist aber auch andererseits nüchterner geworden".
Einer erneuten Innenrenovierung bleibt es vorbehalten, den ursprünglichen Raumcharakter mit seiner Farbigkeit wieder herzustellen.
2014 musste die Kirche von außen neu verputzt werden, um der Verwitterung des Gesteins entgegen zu wirken.