ökum. Erntedankgottesdienst, 05.10.2025
Begrüßung (Markus Fischer für die Stadtgemeinde)
1. Lied (Posaunenchor): EG 324, 1-5 Ich singe dir mit Herz und Mund
Votum: Im Namen… (Martin Stock)
Eingangsspruch
(Gedicht von Hanns-Dieter Hüsch, Matthias Lambrich und Martin Stock im Wechsel):
Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.
Gott nahm in seine Hände:
Meine Zeit, mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen,
mein Triumphieren und Verzagen,
das Elend und die Zärtlichkeit.
Was macht, dass ich so fröhlich bin
in meinem kleinen Reich?
Ich sing und tanze her und hin
vom Kindbett bis zur Leich.
Was macht, dass ich so furchtlos bin
an vielen dunklen Tagen?
Es kommt ein Geist in meinen Sinn,
will mich durchs Leben tragen.
Was macht, dass ich so unbeschwert
und mich kein Trübsinn hält?
(Gemeinsam:)
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt wohl über alle Welt.
Schriftlesung aus Johannesevangelium 2, 1-11 (Hoffnung für alle, Sabine Lambrich): Zwei Tage später wurde in dem Dorf Kana in Galiläa eine Hochzeit gefeiert. Die Mutter von Jesus war dort, und auch Jesus hatte man mit seinen Jüngern eingeladen. Als während des Festes der Wein ausging, sagte seine Mutter zu ihm: »Es ist kein Wein mehr da!«
Doch Jesus antwortete ihr: »Es ist nicht deine Sache, mir zu sagen, was ich tun soll! Meine Zeit ist noch nicht gekommen!« Da sagte seine Mutter zu den Dienern: »Was immer er euch befiehlt, das tut!« Nun gab es im Haus sechs steinerne Wasserkrüge. Man benutzte sie für die Waschungen, die das jüdische Gesetz verlangt.
Jeder von ihnen fasste 80 bis 120 Liter. Jesus forderte die Diener auf: »Füllt diese Krüge mit Wasser!« Sie füllten die Gefäße bis zum Rand. Dann ordnete er an: »Nun bringt dem Mann, der für das Festmahl verantwortlich ist, eine Kostprobe davon!« Die Diener befolgten seine Anweisungen. Der Mann probierte das Wasser: Es war zu Wein geworden! Er wusste allerdings nicht, woher der Wein kam. Nur die Diener wussten Bescheid.
Da rief er den Bräutigam zu sich und hielt ihm vor: »Jeder bietet doch zuerst den besten Wein an! Und erst später, wenn die Gäste schon betrunken sind, kommt der billigere Wein auf den Tisch. Aber du hast den besten Wein bis jetzt zurückgehalten!«
So vollbrachte Jesus in dem Dorf Kana in Galiläa sein erstes Wunder. Er offenbarte damit zum ersten Mal seine göttliche Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.
Lied (Klavier): EG+ 41, 1-3 Wohl denen, die noch träumen
Predigttext aus Jesus Sirach 31, 15-31 (in Auszügen – Gute Nachricht, Markus Fischer):
Spiel beim Weintrinken nicht den starken Mann; der Wein hat schon viele schwach gemacht. Wie der Glühofen gehärteten Stahl erprobt, so zeigt der Wein den Charakter überheblicher Menschen, wenn sie – von ihm erhitzt – in Streit geraten. Der Wein kann dem Menschen Leben einflößen, wenn er maßvoll getrunken wird.
Was wäre das Leben ohne Wein? Er war doch von Anfang an da, um uns zu erfreuen! Zur rechten Zeit und mäßig getrunken, gibt der Wein eine heitere Stimmung und ein fröhliches Herz. Doch im Übermaß getrunken, versetzt er in schlechte Laune, macht gereizt und streitsüchtig. Wenn ein Dummkopf betrunken ist, steigert sich sein Ärger zum öffentlichen Ärgernis. Sein Rausch nimmt ihm alle Kraft und bringt ihm außerdem noch Schläge ein.
Wenn du zusammen mit einem anderen trinkst, mach ihm keine Vorhaltungen! Spotte nicht über ihn, wenn er in Stimmung geraten ist! Beschimpf ihn nicht und komm ihm vor allem nicht mit den Schulden, die er dir zurückzahlen soll!
Dialog-Predigt zum Wein (Matthias Lambrich, Martin Stock, s.u.)
(Matthias und Martin stellen sich links und rechts von der Stufe zum Chorraum, Barbarakirche)
(Margret spielt das Lied: Griechischer Wein von Udo Jürgens an)
Matthias: Griechischer Wein, naja der Wein kam eher aus Frankreich oder Italien. Aber ich kann die Stimmung heute noch nachspüren. Wir saßen draußen, entweder am Meer oder in kleinen Trattorien. Es herrschte eine wunderschöne Stimmung. Man konnte teils mit fremden Menschen über alles reden. Jeder trug sein Herz auf der Zunge.
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens. So sagten schon die alten Griechen. Solche Sätze kannte man wohl auch in Kanaan. Bei der Hochzeit geht der Wein aus. Das Schlimmste, was passieren kann. Man stelle sich vor, dass hier auf dem Winzerfest der Wein ausgegangen wäre. Jesus hat in Kanaan den Bräutigam gerettet. Mit 600 Litern Wein. Was muss das für eine Hochzeit gewesen sein? Von solchen Festen oder Hochzeiten zehrt man noch sein ganzes Leben. Was für Geschichten könnten wir hier alle erzählen? Einfach herrlich oder?
(Margret spielt das Lied: Alkohol von Herbert Grönemeyer an)
Martin: Solche Momente habe ich auch erlebt, und das war auch schön. Ich weiß nicht, ob es am Alter liegt. Wenn ich heute Wein trinke, habe ich eher gegen Müdigkeit zu kämpfen. Ja, vielleicht hat man mit den Jahren auch schon zu viel bei anderen mitbekommen, wo der Alkohol irgendwann zum „Sanitäter in der Not“ wurde, wie es Grönemeyer in den 80er Jahren sang, und manchmal sogar zum „Schiff, mit dem du untergehst“.
Etwas gegen Jesus zu sagen, der bei einer Hochzeit Wein bester Qualität in einer Größenordnung liefert, worüber man nur staunen kann, fällt mir schwer, obwohl er es auf Geheiß seiner Mutter nicht ganz freiwillig getan hat. Mir gefällt hier die differenzierte Sicht vom Namensvetter Jesus Sirach, der die Vorzüge und die Nachteile vom Weintrinken benennt: „Zur rechten Zeit und mäßig getrunken, gibt der Wein eine heitere Stimmung und ein fröhliches Herz. Doch im Übermaß getrunken, versetzt er in schlechte Laune, macht gereizt und streitsüchtig.“
Matthias: Wein hat auch in der Politik viel bewegt. Adenauer soll die letzten Deutschen in russischer Kriegsgefangenschaft nur mit Hilfe eines guten Mosel-Tröpfchens befreit haben. Muss ein teuflisch guter Tropfen gewesen sein!
Martin: Da gibt es doch dieses Bild, wo die sowjetische Delegation mit Chrustschow und die deutsche mit Adenauer relativ locker in die Kamera grinsen. Das kann man teuflisch oder vom Ergebnis her himmlisch nennen. Jedenfalls ist der Wein ein sehr altes Kulturgut und verdient hohen Respekt. Ja, ich glaube, unsere Positionen liegen gar nicht so weit auseinander.
(Beide treffen sich in der Mitte am Stehtisch. Matthias nimmt die Weinflasche und gießt Wein in zwei Gläser)
Martin: Worauf willst du mit mir anstoßen?
Matthias: So lass uns mit einem guten Tröpfchen auf unsere Freundschaft anstoßen.
Martin: Das ist ein schöner Grund, um miteinander anzustoßen – gerne auch mit einem Glas Wein!
(Beide stoßen an und trinken ein Schluck)
Lied nach der Predigt (Klavier): EG+ 32, 1-3 Eingeladen zum Fest des Glaubens
Fürbitten (Markus Fischer, Anke Römer-Stock, Matthias Lambrich)
mit Liedruf (Klavier): EG+ 38 Du sei bei uns
Markus: Guter Gott, wir feiern an diesem Wochenende in Braubach unser traditionelles Winzerfest. Das Fest spiegelt die Freude am Leben und die Dankbarkeit für alle guten Gaben wieder, die wir genießen dürfen. Es ist gut angesichts von Sorgen, Krisen und Nöten, einfach einmal sich freuen zu können. Der Wein kann dabei helfen, dass wir etwas lockerer werden und unsere Last für einen Moment loslassen können. Du gönnst uns diese Freude und möchtest, dass wir Gemeinschaft miteinander haben.
Wir rufen dir zu – Gem.: „Du sei bei uns in unsrer Mitte, sei du bei uns, Gott“ (2x)
Anke: Großzügiger Gott, der Wein ist gerade in unserer Region ein Kulturgut und zum Genießen da. Aber wir kennen auch die Probleme, die damit verbunden sind, wenn man die Freiheit missbraucht und dadurch sich und anderen Not bereitet. Wir wollen das nicht verschweigen auch an einem solchen Tag wie heute. Diese Grenze, wie sie auch Jesus Sirach beschrieben hat, wird dann überschritten, wenn der Alkohol die Freude und auch den Genuss letztlich zerstört. Darum bitten wir für die Menschen, die alkoholkrank sind, dass sie Hilfe und Heilung erfahren.
Wir rufen dir zu – Gem.: „Du sei bei uns in unsrer Mitte, sei du bei uns, Gott“ (2x)
Matthias: Gütiger Gott, lass unsere Winzer Wege finden trotz des Klimawandels ihr Einkommen zu sichern, mit der Natur im Einklang zu leben und einen guten Wein zu produzieren.
Wir rufen dir zu – Gem.: „Du sei bei uns in unsrer Mitte, sei du bei uns, Gott“ (2x)
Vaterunser (Matthias)
Einladung Winzerfest, evtl. Grußwort (Günter Goß oder Markus Fischer)
Segen (aus Ägypten)
Matthias: Der Herr segne dich. Er erfülle deine Füße mit Tanz und deine Arme mit Kraft.
Martin: Er erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit und deine Augen mit Lachen.
Matthias: Er erfülle deine Ohren mit Musik und deine Nase mit Wohlgerüchen.
Martin: Er erfülle deinen Mund mit Jubel und dein Herz mit Freude.
Matthias: Er schenke dir immer neu die Gnade der Wüste: Stille, frisches Wasser und neue Hoffnung.
Martin: Er gebe uns allen immer neu die Kraft, der Hoffnung ein Gesicht zu geben.
Beide: So segne dich der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist (mit Kreuzeichen).
Amen
Schlusslied (Posaunenchor): EG 505, 1-3 Die Ernt ist nun zu Ende
Nachspiel (Posaunenchor)