Palmsonntaggottesdienst, 13.04.2025
Lied: EG 1, 1-3 Macht hoch die Tür
Votum: Im Namen des Vaters…
Gem.: Amen
Psalm 100 (EG 740 im Wechsel)
Jauchzet dem HERRN, alle Welt! Dienet dem HERRN mit Freuden,
kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken! Erkennet, dass der HERR Gott ist!
Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide.
Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket ihm, lobet seinen Namen!
Denn der HERR ist freundlich, und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für.
Kommt, lasst uns den Herrn anbeten!
Gem.: Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen
Kyrie-Gebet Darum rufe ich zu dir
Gem.: Herr, erbarme dich. Christe, erbarme dich. Herr, erbarm dich über uns
Gnadenzuspruch Ehre sei dir, o Herr!
Gem.: Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende
Gebet: … Ewigkeit!
Gem.: Amen
Schriftlesung aus Matthäusevangelium 21,1-11
Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir! Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen. Das geschah aber, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht Sacharia 9,9: »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.« Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der? Das Volk aber sprach: Das ist der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa.
Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren!
Gem.: Amen
Glaubensbekenntnis
Lied: EG 11, 1-3 Wie soll ich dich empfangen
Predigt mit Predigtspruch aus Matthäusevangelium 11,28-30
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.
Liebe Gemeinde,
der Einzug Jesu in Jerusalem fällt irgendwie aus dem Zusammenhang der Passionsgeschichte heraus. Bevor Jesus mit seiner Anhängerschaft Jerusalem erreichte, war die Stimmung nicht gerade positiv. Jesus hatte vorweg seinen bevorstehenden Tod angekündigt. Von Petrus wird berichtet, dass er Jesus beiseite nahm und ihn aufforderte, nicht nach Jerusalem zu gehen, weil seine Gegner nur darauf lauern würden, ihm den Prozess zu machen.
Der weitere Verlauf in Jerusalem gibt diesen Befürchtungen Recht. Die Auseinandersetzungen mit den Schriftgelehrten und den Mitgliedern des Hohen Rats verschärfen sich. Ein Kopfgeld wird auf Jesus ausgesetzt. Die Verhaftung mit Prozess, Verurteilung und schließlich seiner Hinrichtung folgen. Ist der Einzug also eine Farce, ein Possenspiel, in welchem Jesus kurz in die Rolle eines Königs schlüpfen kann, bevor er wie ein Verbrecher behandelt wird?
Jesus beauftragt zwei Jünger, einen jungen Esel für den Einzug in Jerusalem auszuleihen. Für die Bevölkerung ist der Bezug zur Prophezeiung des Sacharia offensichtlich. Hier reitet der versprochene Retter und neue König Israels in die Stadt ein. Die Huldigung des ersehnten Messias mit dem Ausbreiten von Kleidern und Palmzweigen ist so etwas wie der „rote Teppich“, den die „ganze Stadt“ Jerusalem dem Propheten aus Nazareth ausrollt.
Die Jubelrufe „Hosianna dem Sohn Davids“ stellen Jesus in die Linie des großen Königs David. Im Gegensatz zu Herodes, der später Jesus seinen Königsmantel umhängt, um ihn zu verspotten, hat Jesus diesen Einzug selbst in Szene gesetzt, um an einer Stelle aufleuchten zu lassen, was im weiteren Verlauf in den Hintergrund treten und erst bei der Auferstehung von Jesus aufleuchten wird: Dieser Jesus von Nazareth ist wirklich der erwartete König und Retter nicht nur von Israel, sondern von der ganzen Welt.
Die aufgeladene Stimmung allerdings kippte schon nach kurzer Zeit, als klar wird, dass Jesus nicht ein irdischer Herrscher sein will, der die Bevölkerung von der verhassten Fremdherrschaft durch die Römer und der korrupten, jüdischen Oberschicht befreien wird, sondern lediglich mit aufrüttelnden Reden den Anbruch des Reiches Gottes anzeigt. Seine „Sanftmütigkeit“ wird als Schwäche gedeutet, und da er offensichtlich die Machtverhältnisse nicht umstürzen möchte, gilt sein öffentlich dargebrachter Anspruch als Betrug und damit als Gotteslästerung.
Da Jesus die Prophezeiung des Sacharia bewusst aufnimmt, zeigt er damit, dass es bei ihm nicht nur um die äußere Sichtbarmachung der mit ihm anbrechenden Königsherrschaft geht, sondern auch das „Wie“ dieser neuen Herrschaft für ihn grundlegend wichtig ist. Jesus formuliert seine geistliche Haltung einmal selbst: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“
Er wird seine sanftmütige und vor Gott demütige Haltung bis zum Kreuz durchhalten. Aber erst nach seiner Auferweckung durch Gott selbst wird erkennbar, dass es bei Gottes Königsherrschaft nicht um einen irdischen Herrscher geht, dessen Zeit eh beschränkt und dessen Gerechtigkeit nicht umfassend sein kann, sondern um das ewige, allumfassende Reich Gottes oder „Himmelreich“, wie Jesus es gelegentlich selbst formuliert.
Aus der Perspektive dieses ewigen, noch unsichtbaren Gottesreiches macht alles, was Jesus sagte und tat, Sinn. Und in seiner schier endlosen Geduld und Barmherzigkeit findet sich bei Jesus Raum für alle Menschen, wenn sie sich dieser Königsherrschaft nicht verweigern. Da es Jesus um dieses Reich ging, hat der triumphale Einzug in Jerusalem seine symbolische Berechtigung und stellt eine Vorwegnahme der endzeitlichen Begegnung mit ihm im Himmelreich dar.
Und zugleich ist es ein Aufruf an alle Gläubige, sich dieser geistlichen Haltung anzuschließen und selbst „sanftmütig und von Herzen demütig“ zu werden. Auch bis heute scheint diese Haltung unterdrückt und abgelehnt zu werden. Denn ihre Wahrheit und Macht erschließt sich dem, der Gott vertraut, und kann das Leben im konkreten Verhalten bestimmen. In der Bereitschaft anderen zu „dienen“ im Auftrag von Jesus findet man trotz der „Jochstange“, die auf den eigenen Schultern lastet, Ruhe und Frieden für die eigene Seele.
In der vergangenen Woche am 9. April vor 80 Jahren wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg auf ausdrücklichen Befehl Hitlers hingerichtet. Gerade sein letzter Lebensabschnitt von seiner Gefangenschaft im Gestapo-Hauptquartier in Berlin an bis zu seinem Tod im KZ verdeutlichet diese gelebte Haltung von Jesus Christus.
In seiner Vernehmung vor dem Schwurgericht Augsburg 1955 schilderte der Lagerarzt Dr. Hermann Fischer, der den Tod von Dietrich Bonhoeffer offiziell feststellen musste: „Am Morgen des betreffenden Tages zwischen 5 und 6 Uhr wurden die Gefangenen… aus den Zellen geführt und die kriegsgerichtlichen Urteile verlesen. Durch die halboffene Tür eines Zimmers im Barackenbau sah ich vor Ablegung der Häftlingskleidung Pastor Bonhoeffer in innigem Gebet mit seinem Herrgott knien. Die hingebungsvolle und erhörungsgewisse Art des Gebetes dieses außerordentlich sympathischen Mannes hat mich aufs tiefste erschüttert.
Auch an der Richtstätte selbst verrichtete er noch ein kurzes Gebet und bestieg dann mutig und gefasst die Treppe zum Galgen. Der Tod erfolgte nach wenigen Sekunden. Ich habe in meiner fast 50-jährigen ärztlichen Tätigkeit kaum je einen Mann so gottergeben sterben sehn.“ Wenn man das bedenkt, so zeigt sich eine völlige andere Sicht und Bewertung des Lebens, wenn diejenigen, die ihre Macht missbrauchen und andere unterdrücken, zwar gefühlt „oben auf“ sind, aber am Ende umso tiefer fallen, während diejenigen, die aus der Liebe Gottes heraus leben und handeln, von „ganz unten“ emporgehoben werden.
Ich finde, dass diese Perspektive hilft, angesichts von Willkür, Machtmissbrauch und Unrecht, wie wir es heute wieder vermehrt erleben, nicht zu verbittern oder gar zu kapitulieren. Die 5. Strophe des Liedes „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ bringt es auf den Punkt: „Denk nicht in deiner Drangsalshitze, dass du von Gott verlassen seist und dass ihm der im Schoße sitze, der sich mit stetem Glücke speist. Die Folgezeit verändert viel und setzet jeglichem sein Ziel.“
Lied: EG 369, 1-5 Wer nur den lieben Gott lässt walten
Fürbitte
Vaterunser
Lied: EG 614, 1-4 Lass uns in deinem Namen, Herr
Segen
Gem.: Amen, Amen, Amen