Gottesdienst, 10.11.2024
Lied: EG 165, 1.5.6 Gott ist gegenwärtig
Votum: Im Namen …
Gem.: Amen
Psalm 121 (EG 749 im Wechsel)
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.
Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.
Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.
Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!
Gebet
Schriftlesung aus Lukasevangelium 17, 20-25 (Gute Nachricht)
Einige Pharisäer fragten Jesus, wann die Herrschaft Gottes anbrechen werde. Jesus antwortete: »Ihr dürft nicht nach Vorzeichen ausschauen und an allen möglichen Orten nach ihr suchen! Denn schon jetzt, mitten unter euch, richtet Gott seine Herrschaft auf!« Dann sagte Jesus zu den Jüngern, den Männern und Frauen: »Es wird die Zeit kommen, wo ihr euch danach sehnt, auch nur einen Tag unter der Herrschaft des Menschensohnes zu erleben. Aber es wird euch nicht vergönnt sein. Sie werden zu euch sagen: ›Schaut doch hierher!‹, oder: ›Schaut dorthin!‹ Aber geht nicht hin und gebt nichts darauf. Wenn sein Tag da ist, wird der Menschensohn kommen wie ein Blitz, der mit einem Schlag den ganzen Horizont ringsum erhellt. Aber zuvor muss er noch vieles erleiden und von den Menschen dieser Generation verworfen werden.
Glaubensbekenntnis
Lied: EG 147, 1-3 Wachet auf, ruft die Stimme
Predigt mit Predigttext aus Kolosser 3, 1- 4
Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.
Liebe Gemeinde,
mit dem drittletzten Sonntag im Kirchenjahr gehen die Gedanken zu den letzten und damit zu den letztgültigen Dingen des Lebens hin, wobei das, was am Ende kommt, für unsere Erfahrungswelt nicht greifbar und kaum vorstellbar ist.
Dennoch macht es einen wesentlichen Unterschied, ob man vom Ende her denkt oder nicht. Darüber habe ich schon als junger Theologiestudent nachgedacht, als ich im Fach Neues Testament vom Evangelium des Markus her gelernt habe, dass man die Lebensgeschichte von Jesus „von hinten her“ begreifen muss.
Das Hauptgewicht der Lebensgeschichte von Jesus liegt auf seinen letzten Lebenstagen in Jerusalem. Das wird sehr dicht und ausführlich (im Vergleich zu seiner Vorgeschichte) berichtet. Das widerspricht eigentlich unserer Vorstellung einer Biographie. Wenn z.B. bei einer Beerdigung das Leben eines Menschen gewürdigt wird, so möchten die Angehörigen gerne aus der Mitte des Lebens von ihrem Verstorbenen hören.
Da zeigt sich, was jemand geschaffen hat in der Blüte seines Lebens, während das Ende mit Krankheit und Sterben zwar wichtig ist, aber eher der Vollständigkeit wegen erzählt werden soll. Bei der Lebensgeschichte von Jesus ist das Ende besonders wichtig, da es um das Geheimnis seines Leidens und Sterbens geht.
Es ist interessant, dass das Wunder der Auferstehung bei Markus gar nicht so sehr ausgemalt sondern eher angedeutet wird. Es geht nicht um das „Wie“ sondern um das „Was“ der Auferstehung von Jesus. Was bedeutet es, dass Jesus auferstanden ist? Zum einen bedeutet es, dass das Leben von Jesus nicht mit dem Tod endet, und das hat auch Konsequenzen für das Verständnis des „Endes“ aller Menschen.
Und das zweite, nicht weniger bedeutsame „Was“ der Auferstehung ist die Erkenntnis, was das für ein Gott ist, der am Ende der Zeit (unserer Zeit und aller Zeit auf Erden) auf uns wartet. Denn trotz unserer Distanz und Entfremdung von dem „Vater Jesu Christi“ ist dieser bereit, uns zu vergeben und uns, wie es ein Theologe einmal formuliert hat, „in den Himmel hineinzulieben“ .
Das können wir an dem Leben und insbesondere an dem Leiden und Sterben von Jesus ablesen. Die Zeitgenossen von Jesus –im Text der Schriftlesung sind es hier die Pharisäer- haben ähnlich wie es auch in den heutigen Diskussionen geschieht, die Ankündigung vom „Kommen des Gottesreiches“ unterschiedlich verstanden. Die einen sahen darin die Aufforderung an jeden Einzelnen, das Kommen der „Herrschaft“ (wie man auch den griechischen Begriff für „Reich“ übersetzen kann) Gottes voranzutreiben, indem man durch das eigene Handeln und den eigenen Glauben daran mitwirkt.
Die anderen sahen darin eher das Ereignis als ein Hineinkommen und Sichtbarwerden von Gottes verborgener Welt in diese Welt. Interessant ist, dass Jesus beide Sichtweisen miteinander verbindet. Diejenigen, die Gottes Reich ledigleich als ein Kommen von Gott her sehen, neigen dazu, die Mitwirkung der Glaubenden daran auszuschließen. Sie achten eher auf äußere „Vorzeichen“.
Die Menschen scheinen demnach vor allem durch ihr sündiges Verhalten das Kommen zu beeinflussen. Als Jesus von den Pharisäern gefragt wird, wann die „Herrschaft“ oder das „Reich“ Gottes kommt, so verweist er auf die Jüngerinnen und Jünger und formuliert für die Ohren der Anwesenden ungewohnt: „Schon jetzt, mitten unter euch, richtet Gott seine Herrschaft auf!“
Die „Herrschaft“ –man könnte auch sagen: die Wirklichkeit- Gottes setzt im zwischenmenschlichen Geschehen an und wird dort quasi „sichtbar“ oder spürbar. Doch schon im nächsten Satz erteilt er denen, die daraus ein ethisches oder gar politisches Konzept ableiten möchten, eine Absage. Das „Reich Gottes“ geht aus vom „Menschensohn“ (dem einzigen Hoheitstitel, den Jesus für sich in Anspruch genommen hat, und der eben sowohl das zwischenmenschliche wie auch das endzeitliche Handeln von Jesus her umschreibt). Und es wird „der Menschensohn kommen wie ein Blitz, der mit einem Schlag den ganzen Horizont ringsum erhellt.“
Es kommt am Ende also etwas, das die bisherigen, irdischen Verhältnisse beendet und Gottes ewiges Reich sichtbar und umfänglich wirksam aufrichtet. Aber bevor dies geschieht, muss Jesus „noch vieles erleiden und von den Menschen dieser Generation verworfen werden“. Der Apostel Paulus nimmt dieses doppelte Verständnis vom „Reich Gottes“ ebenfalls auf, indem er einerseits von der Teilhabe jedes Einzelnen durch seine Verbindung mit Christus („mit Christus auferweckt“) spricht, wodurch die Wirklichkeit Gottes verborgen in jedem Gläubigen präsent ist („euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott“).
Das Letzte aber geht von Gott, von Christus aus am Ende der Zeit: „Wenn aber Christus, euer Leben, offenbar wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.“ Was bedeutet dies nun konkret für die christliche Lebensgestaltung? Als Christen sind wir verantwortlich für unser Handeln.
Wir sollten uns so in allen Bereichen unseres Lebens einsetzen (für Gerechtigkeit, Frieden, Liebe etc.), als ob das „Reich Gottes an uns hängen würde“ (wie es Luther einmal sinngemäß ausgedrückt hat), aber zugleich gelassen und zuversichtlich „nach droben schauen“, als ob diese Welt uns nichts anhaben könnte. Als Christen nehmen wir teil an der nur in Ansätzen sichtbaren Bewegung von Gott her, die sich wie ein Tsunami seit der Auferweckung von Jesus durch Gott in Jerusalem durch die Geschichte ausgebreitet hat und noch ausbreitet.
Aber alle diese Versuche und Bemühungen, Gottes Wirklichkeit zu leben, sind vorläufig und werden einmal von der umfassenden Sichtbar- und Wirksamwerdung des Gottesreiches am Ende der Zeit (den Zeitpunkt kennt nur Gott) überholt und vollendet werden. Das gibt uns heute den langen Atem, gegen alle Widerstände und trotz Niederlagen nicht aufzuhören, für diese Wahrheit und Wirklichkeit uns weiter einzusetzen und dafür zu kämpfen.
Lied: EG 182, 1-5 Suchet zuerst Gottes Reich in dieser Welt
Fürbitten mit Vaterunser
Segen