Arbeitskreis Offene Kirche (AOK)
Wir verfügen über wunderschöne Kirchengebäude ... die nach "guter alter" evangelischer Tradition immer geschlossen sind, es sei denn, es findet gerade eine Veranstaltung statt.
Zeit, dass sich etwas daran ändert!
Der kunsthistorisch interessierte Tourist hat es möglicherweise bereits bemerkt. Wenn man Kirchen in irgendeinem Ort in Deutschland besichtigen möchte, bleibt nur, darauf zu hoffen, dass die Kirchen, die Kunstschätze beinhalten, katholisch sind (was meistens auch der Fall ist, dem reformatorischen Bildersturm "sei Dank"). Katholische Kirchen sind nämlich typischerweise tagsüber geöffnet. Evangelische Kirchen typischerweise nicht.
In touristisch hochfrequentierten Orten wie Braubach, in denen die kunsthistorisch interessanteren Kirchen zu einer evangelischen Gemeinde gehören (wie z.B. die Barbarakirche oder die Martinskapelle; für Orgelkenner durchaus auch die Markuskirche), ist dieses ungeschriebene Gesetz durchaus ärgerlich. Dabei hat eine offene Kirche nicht nur einen touristischen Aspekt. Der geöffnete Kirchenraum bietet Einheimischen ebenso wie Touristen die Möglichkeit, fernab vom lärmenden Alltag Gott in der Stille zu begegnen. Zur Ruhe zu kommen. Sich unter anderem auch räumlich zu vergegenwärtigen, dass Gott jenseits der Zeit existiert, die unseren Alltag so sehr bestimmt.
Darum hat sich der "Arbeitskreis Offene Kirche" gebildet, der ab dem Sommer 2016 versucht, unsere Kirchengebäude zu regelmäßigen Zeiten zu öffnen. Damit das Ganze möglichst viel möglich ist, freut sich der Arbeitskreis jederzeit über neue Mitarbeiter. Wenn Sie einmal im Monat oder einmal pro Woche eine oder zwei Stunden Ihrer Freizeit investieren möchten, um eine unserer Kirchen für Gemeindeglieder, Einheimische oder Touristen zu öffnen, melden Sie sich bitte bei uns.
Die Barbarakirche ist in den Sommermonaten samstags von 10.30-12.00 Uhr und sonntags von 14.00-17.00 Uhr geöffnet.
Der diesjährige Tag des offenen Denkmals stand unter dem Motto: „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“. Die Evangelische Kirchengemeinde Braubach nahm dies zum Anlass, in der Barbarakirche eine Ausstellung zum Thema Hochwasser in der Braubacher Altstadt vorzubereiten. In ihrer fast 750 Jahre währenden Geschichte war das Hochwasser ein fester Bestandteil des historischen Gebäudes. Mehrmals im Jahr erreichten in früheren Jahrhunderten die Fluten des Rheins die Kirche und verwüsteten sie oftmals schwer. Bilder ab dem Jahr 1918 bis heute wurden von den zahlreichen Besuchern intensiv studiert – gerne mit den bereitgestellten Lupen und Taschenlampen - und es entstand manche Diskussion darüber, wann und wo das Bild entstanden war und wer darauf zu erkennen ist. Schon beim Betreten des Kirchenschiffs erhielt man einen kleinen Eindruck in das Hochwassergeschehen in der Altstadt. Dort hatte Tobias Metz, der die ganze Ausstellung vorbereitet und organisiert hatte, mit einem Hochwassersteg, Warnschildern, Sandsäcken, Schlauchboot und alten Tauchpumpen mit Schläuchen ein sehr reales Hochwasserszenario dekoriert. Als besonderes Highlight wurden die neu angebrachten Hochwassermarken im Chorraum eingeweiht. Sie zeigen zehn Hochwasserstände von 1784 bis 1993. Blaue Bänder an den Säulen veranschaulichten zusätzlich den Wasserstand von 1993 in der Kirche. Für die meisten Besucher war die Wasserhöhe kaum vorstellbar und selbst vielen Braubachern war die Höhe so nicht bewusst. Schon vor der offiziellen Öffnungszeit war der Kindergottesdienst vorbeigekommen, um sich alles in Ruhe anzusehen und im Kinder-Gästebuch zu verewigen. Zur Freude aller Akteure besuchte auch eine Abordnung der Braubacher Hochwasser-Notgemeinschaft die Ausstellung und versprach weitere Unterstützung und Hilfe bei der Beschaffung und Montage einer Pegellatte die am Turm angebracht werden soll. Markus Fischer, Beigeordneter der Stadt Braubach, bedankte sich im Namen von Bürgermeister Günter Goß und der Stadt für das Engagement der Ev. Kirchengemeinde und überreichte die beiden neusten Bände der Stadtchronik. Zusätzlich zur Ausstellung nutzten die Besucher die Möglichkeit den bauzeitlich erhaltenen Turm und das kleine Museum, im Dach des Kirchenschiffs, im Rahmen einer Führung zu erkunden. Gerne setzte man sich danach zu einem kleinen Plausch zusammen, genoss die frisch gebackenen Waffeln, Kaffee und kalte Getränke. Vielen Dank an Tobias Metz und seine Familie für die Vorbereitung, Aufbau und Durchführung, den Aktiven des Arbeitskreises Offene Kirche für ihre Unterstützung, der Hochwasser-Notgemeinschaft Braubach für das Ermitteln der Wasserstände in der Barbarkirche, dem Bauhof für das Bereitstellen der Hochwasserutensilien und den Braubachern, die ihre Bilder zur Verfügung gestellt haben: Helmut Veit, Gerhard Arzbächer, Helga Windscheif, Margot Metz, der Hochwasser-Notgemeinschaft Braubach und dem Europäischen Burgeninstitut Braubach.